Skip to content Skip to footer
Lade Veranstaltungen

Joachim Brohm
VERICOLOR

Als sich Joachim Brohm Ende der 1970er Jahre mit seiner Plaubel Makina im heimatlichen Ruhrgebiet auf Motivsuche begibt, angetrieben von jugendlicher Neugier und ausgeprägter Intuition, macht er vieles anders als seine Kommilitonen und Lehrer. Er wählt sich die jüngere amerikanische Fotografie als Fixpunkt der eigenen ästhetischen Erziehung – und er verwendet in seiner Mittelformatkamera als Filmmaterial durchgehend Kodak Vericolor. Damit ist er einer der ersten deutschen, mithin sogar europäischen Fotografen, die sich mit dem Medium der Farbfotografie im künstlerischen Kontext auseinandersetzen. Seinen früh schon formulierten ästhetischen Prämissen treubleibend, entwickelt er schließlich bis heute mit besonderer Stringenz ein fotografisches Werk, dessen Bedeutung erst später von einer größeren Öffentlichkeit rezipiert wurde und inzwischen als epochal wegweisend gilt.

„Über den Bildern liegt – heute umso deutlicher erkennbar – der Zauber eines künstlerischen Erwachens. Brohm geht es um ein Bildkonzept, das durch Sachlichkeit und dokumentarische Treue charakterisiert ist, ohne sich dem bloß Faktischen auszuliefern. Es sind zwei Aspekte, die unsere Aufmerksamkeit besonders verdienen. Einmal die Direktheit des fotografischen Blicks, mit dem er sich dem unmittelbar Sichtbaren zuwendet, und die ganz unprätentiöse Weise, mit der es in eine zurückhaltende Kompositionsstruktur übersetzt wird. Dass hier überhaupt eine ausdrückliche Bildregie am Werk ist, kann dem nicht geschulten Auge auch heute noch entgehen. Brohm entwickelt eine Ästhetik, die sich in die Nähe der einfachen Kompositionsvorstellung der Amateurfotografie begibt. Er übernimmt deren Anschein, um vor diesem Hintergrund ein genau kalkuliertes Bildkonzept zu entwickeln. Ein zweiter wichtiger Aspekt seiner Bildauffassung ist ihre eigenwillige, ausdrücklich verhaltene Farbigkeit. Er entwickelt Farbe zu einem Stilmittel, dem jeder laute Akzent fremd ist. Sie erscheint stumpf, sie strahlt nicht aus, sondern bleibt in ihren einzelnen Tönen eher bei sich und meidet Kontraste. Unterstützt wird diese Auffassung der Farbe auch durch eine Dunstigkeit, die über vielen der Bildszenen liegt. Farbe ist für Brohm ein Medium der Vereinheitlichung, die alles Einzelne in die Gesamtheit der Komposition einbindet.“
(aus „Topografien des Anonymen. Joachim Brohms Fotografien RUHR“ von Heinz Liesbrock)

In seiner Ausstellung VERICOLOR zeigt Joachim Brohm erstmals in der Galerie Forum K in Plauen Werke aus den Jahren 1979 bis 1984, die im Ruhrgebiet, in Norddeutschland, Frankreich und den USA entstanden sind. Joachim Brohm wurde 1955 in Dülken am Niederrhein (Nordrhein-Westfalen) geboren. Er studierte von 1977 bis 1983 Visuelle Kommunikation an der Folkwangschule in Essen. Nach seinem Diplom 1983 ermöglichte ihm ein Stipendium der Fulbright-Kommission ein Auslandsstudium an der Ohio State University in Columbus (USA). Nach verschiedenen Lehrtätigkeiten in Deutschland und den USA wurde Joachim Brohm 1993 zum Professor für künstlerische Fotografie an die Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig berufen, der er von 2003 bis 2011 zudem als Rektor vorstand. 2021 wurde er offiziell verabschiedet.

Du willst auf dem Laufenden bleiben? Aber immer!

Wir versenden niemals SPAM. Mehr Informationen findet ihr in unserer Datenschutzerklärung.

FORUM K © 2025. ALL RIGHTS RESERVED.